Wetter ⇋ Menschlichkeit

 

Montagmorgen. Orkan-Warnung.

Ich stand vor der Wahl:
Mit dem Rad fahren – und von der Straße gefegt werden.
Oder wie eine Sardine im ÖV stehen – auf Ausfälle wartend.

Ich entschied mich für mich selbst.
Ich nahm den Tag frei.

Keine Krankschreibung. Keine Ausrede.
Einfach: ein Tag, an dem ich nicht kämpfen wollte.

Und während ich in meiner Küche stand,
den Wind draußen heulen hörte,
dachte ich:

Warum fühlt sich das wie ein Akt der Rebellion an?


Wetterkapriolen sind möglich: Schnee, Wind, Hitze.
Amtliche Warnungen kommen – mit Tipps für den Schutz der Bevölkerung.

Schwimmbäder passen ihre Öffnungszeiten an,
damit sich Menschen bei Hitze abkühlen können.
Ein öffentliches Gut, das atmet.

Aber Arbeit?
Schweigen.


Würde das System wirklich kollabieren,
wenn wir sagen:
„Wer kann, arbeitet bei Warnung von zu Hause"?

Die hitzeliebende Eidechse würde auch bei 40 Grad noch mit dem Rad kommen.
Aber der Asthmatiker bei hoher Ozonbelastung?
Er bliebe zu Hause.

Wer direkt gegenüber wohnt, kommt vielleicht auch bei Schneesturm.
Aber wer 2 Stunden auf der Autobahn schlittern würde?
Vielleicht eher nicht.

Es ist keine Regel.
Es ist Vertrauen.


Warum tun wir es nicht?

Vielleicht, weil wir Regeln lieben, die uns wie Kinder behandeln.
Vielleicht, weil Betriebe Angst haben, die Kontrolle zu verlieren.

Doch was, wenn wir es umdrehen?

Eine Policy, die nicht vorschreibt, sondern vertraut.
Die Strecke, das Wetter, den eigenen Puls als Kompass.


Vielleicht braucht es kein Manifest.
Keine neuen Gesetze.

Nur einen Blick, der anders fragt:

Was, wenn Effizienz hier bedeutet,
uns selbst zurückzugewinnen?

Was, wenn eine flexible Entscheidung
ein Flüstern ist,
das das System sanft atmen lässt?


Ein Anfang, der nicht fragt: „Darf ich?"

Sondern lauscht: „Was brauche ich heute, um heil zu bleiben?"
Und was, wenn das reicht?