
Wenn eine Generation geht
... und keiner merkt, wie laut es wird.
Sie gehen.
Nicht alle auf einmal.
Aber spürbar.
An den Zwischenräumen.
In den Mails.
Im Tonfall.
Im "Ich bin ab Sommer in Rente"
Im "Ich bin noch kurz da, aber dann..."
Im "...ich hab's euch nochmals eingerichtet, dann könnt ihr übernehmen."
Und während sie noch da sind, beginnt bereits das Verschwinden.
Nicht absichtlich. Aber hörbar.
Sie sprechen lauter, als sie glauben.
Nicht in Dezibel.
In Bedeutung.
Denn was da mitschwingt ist mehr als ein Rollenwechsel.
Es ist eine ganze Generation, die sich langsam aus dem System zieht.
Nicht, weil sie nichts mehr zu sagen hätte.
Sondern, weil sie jahrzehntelang alles gesagt hat.
Und nun nicht mehr weiß, wie zuhören geht.
Sie nennen es Übergabe.
Doch oft ist es ein Notizzettel.
Ein Ordner auf dem Laufwerk.
Ein Mail mit 6 CCs und keiner Verantwortung.
Was nicht gesagt wird:
Dass sie nie gelernt haben, loszulassen.
Dass sie nicht wissen, wie man ein System verlässt,
in dem man alles war.
Was wir nicht sagen:
Dass wir nicht wissen, wie man eines übernimmt,
in dem wir nichts entscheiden durften.
Der Moment ist fragil.
Was jetzt passiert, zählt.
Denn in diesem Riss zwischen Gehen und Bleiben liegt die vielleicht größte Möglichkeit einer Neuverhandlung.
Nicht als Rebellion.
Sondern als Resonanz.
Wir müssen nicht gegen sie schreiben.
Aber wir dürfen sichtbar machen,
wo ihre Spuren verwischen –
und unsere beginnen.
Wenn du das liest, und jemand bist, der bald geht:
Sag nicht nur, wo die Schlüssel liegen.
Zeig, welche Türen noch wichtig sind.
Sag, was du bereust.
Was du anders machen würdest.
Und hör zu.
Wenn du das liest, und jemand bist, der bleibt:
Erwarte nicht, dass dir jemand den Boden bereitet.
Aber wisse: Du darfst ihn neu verlegen.
In deinem Tempo. Mit deinem Werkzeug.
Du bist nicht allein.