Versichert, aber nicht geschützt

Eine Fallstudie aus der Zwischenzone.
Erlebt, oder nicht - die Abrechnung kommt trotzdem.


💡 Die Grundidee von Versicherungen

Es gibt Situationen, die unwahrscheinlich sind –
aber die Potenzial haben, den Boden unter den Füßen zu fegen, wenn sie eintreten:

  • Ein Baum kracht bei einem Sturm auf dein Dach.
  • Das Gewürzglas hinterlässt einen Kratzer auf dem Herd.
  • Nach einem Unfall ist das Opfer schwerverletzt. Oder tot.
  • Eine Krankheit macht Arbeit unmöglich.

Wir leben in einer großen Gesellschaft. Religion spielt kaum noch eine Rolle. Gemeinwohl bleibt wichtig. Aber bitte anonymisiert, verschlüsselt –
und in einer Box mit Passwort, versteht sich.

Und genau dafür gibt es Versicherungen

Man zahlt eine jährliche Prämie und falls dann ein solcher Vogel genau auf unser Haupt…. you get the picture.

Versicherungen sind keine Pfadfinder. Sie wollen bezahlt werden. Und das mit System. Und ja sogar einen Profit machen, wenn sie ihre Arbeit gut machen. Konkret: Risiken korrekt kalkulieren, Prämien angemessen setzen. Damit sie im Zweifel immer liquide sind, sollen eben solche Vögel vorbeiziehen …

Ich behaupte an dieser Stelle nicht, dass ich mich perfekt mit Versicherungen auskenne. Was folgt, sind nur Notizen. Gedanken und erinnerte Begebenheiten, mit literarischer Lizenz. Von Versicherungen, die abgeschlossen wurden, um ruhig zu schlafen. Weil man dachte, man wäre ja abgesichert. Dafür unterzeichnet man schließlich, nicht?!


🎯 Das Spiel mit der Angst

Der Markt ist: undurchsichtig.
Vergleichbarkeit: schwierig.
Die Vertreter: gut geschult.

Das Rezept ist simpel:
Du hörst erst aufmerksam zu, was dein Gegenüber erzählt.
Dann findest du den Entry-Point: Was beschäftigt dein Gegenüber wirklich?

Jede Person ist anders, aber mit der Zeit formt sich ein Muster:

  • Angst vor dem eigenen Tod durch Unfall oder Krankheit
  • Angst, nicht mehr für die Liebsten sorgen zu können. Aus welchem Grund auch immer.
  • Angst irgendwo unter einer Lawine verschüttet zu liegen und keine Hilfe zu kriegen
  • Angst vor dem Verlust von xyz

Die Liste könnte beliebig fortgesetzt werden.

Ebenso das Angebot von Versicherungen

Es gibt im Grunde kaum etwas, was nicht versichert werden kann.

Und selbst wenn eine Angst nicht bewusst im Kopf ist –
sie kann aktiviert werden.

Durch gezielte Fragen.
Durch Geschichten, die wahr sind, oder die man erfindet.
Ein Szenario eines Bekannten, der in genau dieser Situation war –
und alles verloren hat.

Hier beginnt die Foot-in-the-Door Strategie 👣 

Das Gespräch wird sanft, aber gezielt auf diese Angst gelenkt.
Die Angst wird fühlbar gemacht. Sie soll präsent sein, wenn es zum Vertragsabschluss kommt. Die Versicherungssumme bestimmt zumeist auch den Bonus.

Diese Dynamik führt seit Jahrzehnten zu einer strukturell verankerten Überversicherung der Gesellschaft. Die meisten von uns haben mehr Versicherungen, als – ach, was soll's.

Wir schließen Versicherungen ab, als wären sie Garanten für unser Wohlergehen. Weil der Vogel könnte ja tatsächlich …

Wir sind also nur vorausschauend –
ja, verantwortungsbewusst.


Die Königsdisziplin der Versicherungen

Nicht alle Versicherungen sind freiwillig. Manche sind gesetzlich vorgeschrieben. Also im Grunde sind das dann keine Versicherungen – sondern zweckgebundene Steuern?

Zumindest genauso fühlen sich diese Monsterapparate dann auch an:
- Riesen Overhead;
- Nie erreichbar;
- Herumdrucksen, wenn es um tatsächliche Leistung geht.

Du hast jahrelang in den Gemeinschaftstopf eingezahlt – zig teure Behandlungen für andere mitgetragen. Aber wehe, du brauchst wirklich etwas. Dann darfst du nicht nur das Ärzte-Roulette spielen – oh nein. Du darfst nun auch deiner Krankenkasse bei jeder verdammten Rechnung hinterherrennen, weil sie wieder die Hälfte deiner Medikation nicht übernimmt. Weil das ‚nicht Standard‘ sei. Vor einem Monat war es aber noch Standard. Nun halt nicht mehr. „Tut uns sehr leid.“
⇒ Übersetzung: Schau selber, wie du funktionierst ohne.

Bonus Tipp: Werde arbeitslos und nerve eine andere Einrichtung.


📉 Wenn du wirklich etwas brauchst

Versicherungen mögen dich. Sehr sogar. Solange sie nur einmal im Jahr etwas von dir hören in Form von einem kleinen „pling“, wenn die Jahresprämie eintrudelt. Aber wehe, du meldest dich außerhalb wegen irgendwas.
Und Gott bewahre, du hast einen größeren Schadensfall, oder gar einen Unfall.
Noch schlimmer: Der Unfall zieht sich hin und du brauchst nicht nur Arzt, sondern auch Physio. Ab sofort bist du kontaminiert. Lepra light. Du bist nicht länger Kunde, du bist Antrag.
Und jedes mal wird deine Abrechnung erneut geprüft.

  • Brauchst diese Therapie denn wirklich immer noch?
  • Warum bist du eigentlich nicht voll funktionsfähig?
  • Warum übernehmen wir das eigentlich?
    ⇒ Lass uns mal nein sagen und schauen, ob es auffällt.
    (Kleingedruckt grinst.)

Manch einer wird sich den Stress des Rekurs nicht geben.
Und stattdessen: aufgeben.


🌱 Eine andere Möglichkeit?

Die Frage drängt sich auf:
Wäre es nicht besser, wenn meine Risiken mein Bier wären?
So ganz.
So richtig.
Ohne Tamtam und Bürokratie.

Wer jetzt aufschreit und sagt: „Aber was, wenn du Krebs kriegst und crazy teure Medikamente brauchst“?

Dann sage ich:

„Das Leben ist tödlich.
Aber wenigstens muss ich in meinen letzten Monaten
nicht auch noch mit einer Versicherung diskutieren.“

 

Der Vorteil von Selbstverantwortung

Alternative Angebote jenseits des Gate-Keeps würden wie Pilze aus dem Boden schießen.

  • Statt überteuerte Medikamente, die es nur mit Brechstangen Rezept gibt: Freie Auswahl. Vielleicht gegen Unterschrift und erst ab 25 alles.
    Optional mit einer spezialisierten KI.
    ⇒ Nicht ganz ohne Netz, aber freier!
  • Statt Wucherpreise für Physio, gäbe es Ganzkörpermassagen.
    Und eine KI, die zeigt, wie man ein paar Übungen zu Hause machen kann.
    ⇒ Nicht perfekt, aber günstiger!
  • Statt Psychotherapie und Gruppentherapie gäbe es Zwischenzonen. In denen Erlebtes tatsächlich aufgearbeitet und verdaut wird. Indem es nicht nur auf der Couch erzählt wird. Sondern publiziert wird. Für alle zu lesen, die sich dafür interessieren.
    ⇒ Um tatsächlich etwas zu ändern, wenn es denn jemand je liest.

Wenn du ein solcher Jemand bist:
Danke.
Nicht weil du etwas ändern kannst.
Jetzt. Sofort.
Sondern weil du etwas gespürt hast.
Sonst hättest du diesen Erguss nicht zu Ende gelesen.

Und so beginnt es – 
vielleicht ...