Verborgene Gärten

In den Schattenwelten wachsen Gärten, die niemand sieht –
zumindest nicht die grellen Sonnenanbeter, die nur Blüten zählen und Unkraut jäten.
Dies sind keine Gärten der bunten Vielfalt. Dies sind die leisen, sturen Gärten der Monokultur.

Hier keimt jede Pflanze nur für sich allein. Sie duldet nichts Fremdes.
Ihre Blätter sind nicht zum Atmen da, sondern um Wände zu bauen.
Ihre Wurzeln tasten nicht neugierig durch die Erde, sie verhärten sich im Dunkeln zu einem unüberwindbaren Netz, das jeden neuen Keim, jeden anderen Gedanken, erstickt, noch bevor er das Licht erreicht.

Und doch flüstern die Blätter stolz im Wind ihre Monologe.. und ignorieren das Rascheln der Nachbarn, das nie gehört wird:

"Ich bin der einzig wahre Garten."
"Ich bin die Definition von Vielfalt."
"Ich bin vollkommen in mir selbst."

Aber schau genauer hin, in das Zwielicht. Die Komödie spielt auch hier.
Eine narzisstische Ranke reckt sich und posiert für ihr eigenes Schattenbild.
Eine Blüte dreht sich einsam im Kreis, auf der verzweifelten Suche nach Bestätigung aus einer Stille, die nur gähnt.

Halbwahrheiten sind die Pollen, die hier durch die Luft schweben –
sie setzen sich auf alles, verkleben den Boden,
bis nichts Neues, nichts Anderes mehr zu sprossen wagt.

Und doch. Selbst im dichtesten Dickicht,
in der finstersten Ritze, flackert manchmal ein Funke.
Ein winziger, wilder Keim, der nicht nur atmet, sondern Wurzeln teilt, hat sich hindurchgekämpft.
Er atmet. Und sein leises Flüstern ist eine Revolution:
„Lass mich einfach nur wachsen, ohne zu blenden.“

Hier bergen die Verborgenen ihre wahren Schätze:
nicht in den makellosen, abgeschlossenen Beeten,
sondern in der Vielfalt, die nur im Schatten atmen kann.
Der Moment, in dem ein Garten lernt, dass er mehr ist als sein Zaun,
mehr als seine perfekt gepflegte Fassade.

Diese wilden Keime fragen dich nicht nach deinem peniblen Gartenplan.
Sie wissen bereits, was wirklich keimt. Und was nicht.