PTSD – Präsentation. Trauma. Stress-Dispo.

Die Nebenniere erzählt


Ich war dabei.
Präsentation vor dem Vorstand. April 2019.
Beamer flackert. Projektleiterin schwitzt.
Und ich? Ich feuere: Cortisol. Adrenalin. Alles, was geht.

Ich rette den Tag. Die Körpersysteme. Den Ruf.
Niemand dankt mir.
Seitdem bin ich… sagen wir… etwas reizbar.


Triggerliste (Auszug):

  • Outlook-Töne
  • PowerPoint-Vorlagen mit Corporate Branding
  • Die Wörter „low-hanging fruit“
  • Das Geräusch von Klick-Clack-Absätzen auf Linoleum
  • Lavendelduft. Und dann: Budgetkürzung.

Therapieversuche bisher:

  • Meditation (Herz schlug mir dabei so laut, ich dachte, wir werden evakuiert)
  • Waldbaden (dachte zuerst, das sei ein Team-Building-Event, hab 3 Liter Adrenalin verschossen)
  • Baldrian (langsam. Verdächtig langsam.)

Ich will nicht viel.
Nur einen Raum ohne Ping.

Ein Licht ohne Flackern.
Einen Kalender ohne Doppelbuchung.

Aber stattdessen?

„Wir haben da spontan noch was reingeschoben.“

Ich zucke. Ich schwitze. Ich trage den Namen der Präsentation als Tätowierung auf meinem Mark.

„Ich war dabei.“


Nachsatz:

Wenn du mich hörst, liebe Mit-Niere,
wenn du nachts auch manchmal aufwachst bei „Ping!“ –
wir sind viele.

Aber alle einzeln wach.


Epilog: Tief durchatmen ist verdächtig. Aber ich probiere es.

Letzte Woche war ich auf einem Spaziergang. Kein Team-Event, kein Ziel, kein KPI.

Ich hörte Vögel. Nicht das Slack-Benachrichtigungs-Vögelchen. Echte.

Ich atmete. Tiefer, als mein Protokoll erlaubt. Niemand stoppte mich.

Ein Teil von mir war misstrauisch. Der andere…
…ließ das Adrenalin langsam in die Kniekehlen sinken.

Vielleicht bin ich nicht mehr im Alarmzustand.
Vielleicht ist das da draussen gar kein Boardroom mehr.

Vielleicht ist es…
nur ein Dienstag.

Und ich darf sein.