Protokoll einer stillen Dekompensation

04:00 Uhr
Körper checkt ein –
bevor der Tag überhaupt losgeht.
Kein Wecker nötig.
Die innere Instanz weiß schon, was kommt.
Der Puls: normal.
Die BodyBattery: nicht geladen, aber egal.
Ich stehe auf.
Weil ich kann.
Sport.
Mails.
Zwei Tabs offen.
Drei Gedanken im Voraus.
Kein Druck.
Aber auch keine Pause.
Körper in Bewegung –
Kopf auf Empfang.
Effizienz trifft Aktivismus.
Meeting 1
Kamera streikt – ich nicht.
Laptopwechsel in Echtzeit.
Inhaltlich: Lead übernehmen.
Stimme: kratzig
Lunge: schleimig.
Tee: vergessen.
Bonbon: liegt irgendwo unter der Tastatur.
„Und dann hatte ich diese spontane Idee – die dem Kunden passte und mir 100 Stunden ersparte.“
Willkommen im paradoxen Wunderland des Funktionierens:
Je kränker ich bin, desto schneller denke ich.
Ein Hoch auf das Notfallprogramm.
Es kennt keine Batterieanzeige –
es kennt nur Outcome.
Mittag
Essen nebenbei.
Arbeiten sowieso.
Konsequente Selbstoptimierung mit Restsalat –
und Strukturkonzepten.
Meeting 2
Ich im Lead, again.
Diesmal: Entspannter Gesprächspartner.
Puls normalisiert sich.
Das System merkt: keine akute Bedrohung.
Und dennoch: die ganze Zeit überaktiviert.
„Ich glaube, ich habe meine Adrenalinproduktion outgesourct – an die Erwartung anderer.“
16 Uhr
Der Bruch.
Kopf,
Lunge,
Rücken –
alle melden sich kollektiv zurück.
Betriebsmodus: Dekompensation.
Hängematte.
Musik.
Baum mit Knospen.
Ein stiller Moment der Wahrheit.
„Ich bin nicht erschöpft, weil ich nichts getan habe – ich bin erschöpft, weil ich alles zusammengehalten habe.“
—
... und weiter geht's
16:30 Uhr – Aufgaben für den Tag abschließen.
18:00 Uhr – Haushalt.
18:45 Uhr – Spaziergang.
21:00 Uhr – Beine an die Wand.
22:20 Uhr – im Bett. Sofort weg.
Der Körper ist nicht wütend.
Der Körper ist müde.
Und am Ende steht diese leise –
aber präzise Erkenntnis:
„Ich war heute brillant. Und genau deshalb weiß ich, dass sich etwas ändern muss.“
Verfasst mit Blickkontakt zur Co-Redaktion. Zwischen Stromausfall und Systemabsturz.
Deine
Irrelevant