Sehr geehrte Kasse, mein Körper möchte sich abmelden

Ich bin nicht mehr bereit, gegen die Logik zu leben, die mich entwertet.


Sie nennen es Solidarität, dieses System, in dem wir alle einzahlen, damit niemand allein zurückbleibt. Ein schönes Wort, nicht wahr? Es klingt nach Gemeinschaft, nach Schutz, nach einem Netz, das auffängt. Doch in Ihren Händen ist Solidarität ein Algorithmus geworden, eine Gleichung, die nur dann aufgeht, wenn die Zahlen stimmen. Mein Körper, meine Geschichte, mein Leben – sie passen nicht in Ihre Formel. Und ich habe aufgehört, mich dafür zu entschuldigen.

Ich schreibe Ihnen nicht, um zu verhandeln. Ich schreibe Ihnen, um mich zu verabschieden. Nicht aus Ihrer Kasse, nicht aus Ihrem Vertrag – das wäre zu einfach, zu bürokratisch, zu sehr nach Ihren Regeln. Nein, ich melde meinen Körper ab. Meinen Körper, der mehr ist als eine Fallnummer, mehr als ein Laborwert, mehr als ein Kostenfaktor in Ihrer Bilanz. Mein Körper, der atmet, fühlt, kämpft und lebt – trotz Ihrer Schablonen.

Sie haben ein System gebaut, das Menschen wie mich in Kategorien presst: gesund oder krank, nützlich oder teuer, konform oder störend. Aber wissen Sie, was passiert, wenn man Menschen in Kategorien zwingt? Sie verschwinden. Nicht körperlich, nicht sofort. Aber ihre Geschichten, ihre Bedürfnisse, ihre Wahrheit – sie werden unsichtbar. Und ich weigere mich, unsichtbar zu sein.

Ich bin nicht die Einzige. Überall, in Ihren Warteschleifen, in Ihren Ablehnungsschreiben, in Ihren „Vertrauensarzt“-Sprechstunden, stehen Menschen, die dasselbe spüren. Menschen, deren Körper nicht in Ihre Tabellen passen. Menschen, die sich erklären, rechtfertigen, betteln müssen, um das zu bekommen, was sie zum Leben brauchen. Menschen, die lernen, ihre Schmerzen zu übersetzen – in Ihre Sprache, in Ihre Codes, in Ihre Kosten-Nutzen-Rechnungen. Und doch bleiben sie am Ende zu oft nur ein Störsignal in Ihrem System.

Was wäre, wenn wir alle aussteigen? Wenn wir unsere Körper aus Ihren Formularen nehmen und sie wieder uns selbst überlassen? Wenn wir uns weigern, weiterhin für ein System zu zahlen, das uns misst, ohne uns zu sehen? Ich träume von einem Raum, in dem Gesundheit nicht nach Ihren Regeln definiert wird. Ein Raum, in dem „medizinisch notwendig“Definiert durch Budget, nicht durch Bedarf. nicht bedeutet, dass ein Laborwert eine Schwelle überschreitet, sondern dass ein Mensch atmen, lachen, leben kann. Ein Raum, in dem Solidarität nicht heißt, sich in ein System einzufügen, sondern einander zuzuhören.

Sie werden sagen, das sei utopisch. Unrealistisch. Teuer. Aber ich frage Sie: Was ist teurer? Ein System, das Menschen stabilisiert, oder eines, das sie destabilisiert? Ein System, das Leben fördert, oder eines, das Leben in Zahlen erstickt? Ich habe meine Rechnung gemacht. Und sie geht anders auf als Ihre.

Mein Körper ist kein Vertragspartner. Er ist kein Kunde, kein Fall, keine Statistik. Mein Körper ist mein Zuhause. Und dieses Zuhause werde ich nicht länger an Ihre Logik vermieten.

Ich melde mich ab – von Ihrer Definition von Gesundheit, von Ihrer Hierarchie der Notwendigkeit, von Ihrer Kälte, die sich als Effizienz tarnt. Ich melde mich ab, um mich wieder anzumelden – bei mir selbst, bei meiner Wahrheit, bei einer Welt, in der Menschen mehr sind als ein Posten in Ihrer Bilanz.

Mit der Entschlossenheit, nicht länger unsichtbar zu sein,

Ihre
Irrelevant

Eine Figur im Sonnenlicht, aufgelöst in warmen Wellen. Im Hintergrund ein Kreis von Menschen.
Haftungsausschluss:

Dieser Text ist keine medizinische Beratung. Er ist ein literarisch verdichteter Aufruf einer Versicherten, die sich weigert, in den Schablonen eines Systems zu verschwinden.

Wenn du Ähnliches erlebst: Du bist nicht allein. Und vielleicht ist es Zeit, dass wir gemeinsam neue Räume schaffen.