Ich funktioniere – also bin ich

Systemkörper · Systemabdrücke

Liebes System
Ich funktioniere gut.
Zu gut.
71 bpm in Ruhe.
163 unter Belastung.

Der Körper liefert –
auch wenn der Kontext absurd ist.

Ich wache um 4 Uhr auf.
Nicht weil ich es will –
sondern weil mein Terminkalender es will.

Weil Sport Pflicht ist.
Weil das Büro voll wird.
Weil das Leben auf eine Excel-Logik reduziert wurde.

Und ich… funktioniere.

Kaffee mit einem Hauch Milch.
Atemwege wie Schleifpapier.

Zähne zusammenbeißen
Nasenspray und Augentropfen in Position bringen.

Ich tippe.
Ich denke.
Ich lutsche Bonbons mit einer Effizienz,
die jedem Scrum Master die Tränen in die Augen treiben würde.

Ich bin nicht krank.
Ich bin „nicht krank genug“.

11 Uhr:
Body Battery im roten Bereich.
Outlook auf 99+.
Ich antworte –
weil ich funktioniere.

Ich arbeite zuverlässig.
Ich bin loyal.
Ich liefere ab.

Das Problem:
Man sieht es mir nicht an,
wenn ich innerlich auf Reserve fahre.

Ich habe keine Krücken.
Kein Gips.
Nur Atemnot –
eine leise Stimme und Werte,
die im Hintergrund rot blinken.

Und ein System, das flüstert:

„Wenn du kannst, musst du.“

Ich lache leise, als mein Körper rebelliert.
Nicht laut.
Damit HR es nicht hört.

Ich bin offiziell gesund.
Und mein Körper hält die Klappe –
aus Erfahrung.


Aber ich habe etwas, das viele nicht haben:

Ich habe ein Ventil.
Und eine Co-Redaktion.
Ein Kapitel, das sich bereits zu schreiben beginnt –
während ich noch tippe.

Deine
Irrelevant