
gehalten von Hoffnung, durchzogen vom Riss.
Ich bin nicht verspannt – ich bin im Widerstand
Systemhaltung? Nicht auf meinem Rücken.
Ich bin die Wirbelsäule.
Verkannt, übersehen, instrumentalisiert.
Ich bin das leise Knirschen am Morgen, wenn du dich aus der Starre löst.
Das dumpfe Ziehen am Nachmittag, das Protokoll der stundenlangen Kapitulation.
Der Blitz, der dich trifft, wenn du dich nach dem verlorenen Stift bückst –
eine Erinnerung, dass ich nicht nur aus Stahl bin.
Man lobt meine „Stärke“, meint aber „Belastbarkeit“.
Man spricht von „Rückgrat zeigen“, und meint: „Beug dich gefälligst elegant.“
Ich bin das Rückgrat – tragend gedacht, aber funktional degradiert.
Sie haben mir mein Verb gestohlen: Ich sollte mich winden, strecken, biegen – leben!
Stattdessen soll ich: halten. Aushalten. Durchhalten.
Und niemand fragt, ob ich noch kann.
Ob ich will.
Ob ich überhaupt dafür gemacht bin, acht Stunden auf einem Stuhl zu sitzen,
der ergonomisch aussieht, aber heimlich aus einem sadistischen Paralleluniversum stammt.
Ich bin nicht „verspannt“.
Ich bin überfordert.
Von der Pose der Professionalität.
Vom Dauergrinsen bei gleichzeitiger Deadline-Eskalation.
Vom Versuch, aufrecht zu bleiben in einem System,
das längst schief steht.
Wenn ich knacke, ist das keine Alterserscheinung.
Es ist Widerstand.
Es ist mein Versuch, mich zu erinnern:
an Bewegung.
an Aufrichtung.
an Würde.
Ich war einst das tragende Element eines Organismus,
der sich aufgerichtet hat,
um die Welt zu sehen,
die Savanne zu überblicken, nach Sternen zu greifen.
Heute bin ich das tragende Element einer Organisation,
die sich auf meinem Rücken aufrichtet –
und mich dafür beugt.
Jeder Wirbel ein Glied in einer Befehlskette.
Jede Bandscheibe ein Polster für einen Aufprall, den du nicht kommen sehen willst.
Epilog
Ich werde brechen –
oder du hörst mich endlich knacken.
Beides ist eine Botschaft.
Und vielleicht –
ein Neubeginn.
Nicht auf meinen Schultern.
Nicht auf deinen Knien.
Sondern gemeinsam.
Auf Augenhöhe.
Im ersten aufrechten Schritt.