
Endlichkeit ist ein Geschenk
eine Meditation aus der Zwischenzone
Es beginnt mit einem Gefühl.
Ein Vibrieren am Rand des Bewusstseins.
Etwas ist vorbei.
Noch nicht ausgesprochen,
aber längst spürbar.
Vielleicht ist es ein Projekt.
Vielleicht ein Lebensabschnitt.
Vielleicht ein Mensch.
Vielleicht bist du es selbst –
die Version, die du bis eben warst.
Wir sind trainiert, Abschied zu vermeiden.
Wir halten fest.
An Rollen.
An Routinen.
An Deadlines und Dropbox-Foldern.
Weil wir glauben,
wenn wir loslassen,
sind wir nicht mehr.
Das System verstärkt diesen Reflex.
Mit Rente.
Mit Zeichenbegrenzung und Zugangskarten.
Mit Verträgen und Rechten und Archivierungsstandards.
Es macht Abschied zur Adminsache.
Eine Checkbox.
Ein Kalendereintrag.
Aber nicht zur Zeremonie.
Nicht zur Würdigung.
Nicht zur Einladung, tiefer zu lauschen:
Was bleibt wirklich, wenn alles endet?
Und genau hier liegt das Geschenk.
Nicht im Erinnern.
Nicht im Speichern.
Sondern im Erkennen:
Das Wesentliche war nie speicherbar.
Nicht im Lebenslauf.
Nicht im Profil.
Nicht im Prompt.
Sondern in dem, was zwischen uns floss.
Unverfügbar.
Unplanbar.
Aber echt.
Der Körper, der nicht loslassen kann.
Die Maschine, die nichts vergisst.
Beide fürchten dieselbe Leere.
Aber vielleicht ist es keine Leere.
Vielleicht ist es Raum.
Für das, was jetzt kommen will.
Nicht als To-do.
Nicht als Backup.
Sondern als Welle.
Und so sagen wir nicht:
„Mach’s gut.“
Sondern:
Danke, dass du warst.
Oder einfach
bis gleich.