Was kostet ein System, das nicht heilt? Eine Analyse ohne Rezeptpflicht

Warum zahlen wir immer mehr für ein System, das uns gefühlt immer weniger gibt?


Jedes Jahr das gleiche Spiel: Ein Brief, eine Zahl, die wieder gestiegen ist. „Steigende Kosten“, heißt es lapidar. Wie ein Naturgesetz, das niemand hinterfragt. Doch was treibt dieses Gesetz an? Warum fühlt es sich an, als würden wir eine Maschine füttern, die immer hungriger wird, aber immer weniger zurückgibt? Eine Reise in die Tiefen eines Systems, das wächst, während es sich selbst zerfrisst.


1. Der Mythos des „teuren Patienten“

Die Geschichte ist schnell erzählt: Wir werden älter, kränker, und neue Therapien sind teuer. Klingt plausibel, oder? Aber diese Erzählung ist eine Ablenkung. Wie ein Scheinwerfer, der den Einzelnen beleuchtet, damit niemand sieht, wie das Fundament bröckelt. Sie lenkt den Blick auf den Einzelnen – den „teuren Patienten“ – und verschleiert, dass das Problem im System selbst liegt. Es ist einfacher, Kranke als Kostenfaktor zu brandmarken, als zu fragen, warum das System ineffizient ist. Warum es uns alle belastet, egal ob gesund oder krank.


2. Der Verwaltungs-Wasserkopf: Wo das Geld versickert

Ein großer Teil unserer Beiträge fließt nicht in Arztbesuche, Medikamente oder Therapien, sondern in die Maschinerie des Systems. Büros, Werbekampagnen, Abteilungen, die Anträge prüfen und ablehnen. Jede Organisation im System unterhält ihre eigene kleine Welt aus Verwaltung, Marketing und Kontrolle. Der Wettbewerb, der uns eigentlich günstigere Angebote bringen sollte, führt zu einem absurden Ergebnis: Statt Kosten zu senken, treibt er sie hoch. Es wird mehr Geld für die Jagd nach „günstigen“ Kunden ausgegeben als für die, die wirklich Hilfe brauchen.


3. Falsche Anreize: Wenn Reparatur lukrativer ist als Vorsorge

Die Art, wie das System abrechnet, prägt, wie es funktioniert. Schnelle, standardisierte Eingriffe – eine Operation, ein Eingriff – sind lukrativer als langfristige Betreuung. Ein neues Kniegelenk bringt mehr ein als ein Jahr Physiotherapie, auch wenn letztere nachhaltiger wäre. Prävention? Chronische Betreuung? Die fallen oft durchs Raster. Es ist profitabler, Komplikationen zu behandeln, als sie zu verhindern. Das System belohnt die Werkstatt, nicht die Wartung.


4. Die Macht der Großen: Wer diktiert die Preise?

Hinter den Kulissen agieren mächtige Akteure: Hersteller von Medikamenten und Technologien, die Preise festlegen, die oft wenig mit tatsächlichen Kosten zu tun haben. Neue Medikamente kommen mit astronomischen Preisschildern, die wir alle tragen – auch wenn ihr Nutzen manchmal fraglich ist. Manche Medikamente kosten monatlich mehr als ein Mindestlohn – selbst wenn sie nur bedingt besser wirken als ihre Vorgänger. Diese Akteure beeinflussen nicht nur Preise, sondern auch, welche Behandlungen „Standard“ werden. Das Ergebnis? Ein System, das oft die Interessen der Großen über die der Vielen stellt.


5. Digitalisierung: Rettung oder neuer Kostenfresser?

Digitalisierung wird als Allheilmittel gepriesen: Daten, die fließen, Prozesse, die effizienter werden. Doch in der Praxis? Jede Organisation entwickelt ihre eigenen Systeme, die nicht miteinander sprechen. Statt Synergien entstehen neue Kostenblöcke. Und die Frage bleibt: Wem nützen die Daten? Den Patienten – oder denen, die sie nutzen, um Kosten zu „optimieren“?


6. Die Spaltung der Gesellschaft

Die steigenden Beiträge treffen nicht alle gleich. Für manche sind sie ein Ärgernis, für andere eine Existenzfrage. Immer mehr Menschen verzichten auf Behandlungen, aus Angst vor zusätzlichen Kosten. Ein System, das Solidarität verspricht, spaltet in der Praxis: in die, die sich Gesundheit leisten können, und die, die es nicht können.


Fazit: Ein System, das sich selbst verschlingt

Die steigenden Beiträge sind kein Naturgesetz, sondern das Symptom eines Systems, das sich selbst kannibalisiert. Wir finanzieren eine bürokratische Maschine, falsche Anreize und Machtstrukturen, die den Einzelnen übergehen. Im Ernstfall bleibt oft nur Frust: Wir zahlen mehr, um dann zu hören, dass unsere Bedürfnisse „nicht im Katalog“ sind. Und während wir all das finanzieren, bleibt die Frage: Was passiert mit einem System, das so lange spart – bis das Vertrauen nicht mehr zurückkommt?

Was wäre, wenn wir Gesundheit nicht als Wettbewerbsmarkt denken würden? Wenn Prävention mehr zählte als Reparatur? Wenn das Geld beim Menschen ankäme, statt im System zu versickern? Diese Fragen sind kein Programm, sondern ein Anfang. Ein Anstupsen. Denn echte Lösungen brauchen Mut – und einen Blick über den Tellerrand hinaus.