
Ein Land ohne Spiegel
keine Augen, die prüfen,
keine Hand, die dein Bild verschiebt.
Hier spricht jeder nur in Monologen.
Jeder Satz ist eine Erklärung,
ein Steckbrief an sich selbst,
abgelegt im Vakuum.
„Ich bin gerecht.“
„Ich bin klug.“
„Ich bin Opfer.“
„Ich bin Sieger.“
Und niemand sagt:
„Das ist nur die Hälfte.“
„Das war nicht so.“
„Das bist du nicht.“
Die Luft ist dicht von Selbstbeschreibungen,
wie Staub in einem Sonnenstrahl.
Sie setzen sich auf Haut und Stimme,
bis du glaubst,
sie seien dein Eigen.
Wer widerspricht,
zerschlägt kein Argument –
er zerreißt die Landschaft.
Denn ohne Spiegel ist jede Abweichung
ein Angriff auf die Existenz.
In diesem Land
verblasst das,
was nicht ausgesprochen wird.
an der Schärfe deiner Deklaration.
Und manchmal,
in einer Nacht ohne Worte,
geht irgendwo ein Licht an –
nicht als Spiegel,
sondern als stiller Teich.
Darin das Flimmern von etwas,
das dich nicht fragt,
wer du bist –
und trotzdem weiß.
