Du lässt mich nicht in Ruhe
Liebes System
du beherrschst die Kunst der Dauerpräsenz. Du willst mich nicht nur im Dienst — du willst mich ständig: Zeit, Aufmerksamkeit, Sichtbarkeit. Sobald ich eine Grenze ziehe, spannst du digitale Daumenschrauben an.
Statusgewalt
Setze ich in deinen Tools „Bitte nicht stören“, degradierst du mich nach ein paar Stunden automatisch zu „Verfügbar“:
<span class="status-green">Verfügbar! Immer bereit! Unsichtbar = verdächtig.</span>
Gehe ich auf Toilette oder gönne mir fünf Minuten Nicht‑Tippen, dröhnst du:
<span class="status-orange">Abwesend. Inaktiv seit 5 Minuten. MELDE DICH ZURÜCK.</span>
Richte ich eine Abwesenheitsnotiz ein, poppt bei jedem Login die „Bist du wirklich weg?“-Schranke hoch:
<div class="nag-box">Abwesenheitsnotiz aktiv. Bestätigen. Nochmals. Und nochmal.</div>
Alles klar, Message received: Unsichtbarkeit ist Hochverrat.
Push‑Paranoia
Ich schalte Benachrichtigungen aus — du aktivierst sie neu. Ich mute einen Kanal — du pings mich trotzdem:
<div class="notification">"Sorry fürs Ping – aber ich dachte, du hast’s vielleicht nicht gesehen?"</div>
Deine Werkzeuge machen Verfügbarkeit zur Pflicht. Jeder Versuch, mich abzugrenzen, wird bestraft:
- Technisch durch Auto‑Status und Reminder‑Sirenen.
- Emotional durch das stille Urteil „kein Teamplayer“.
- Sozial durch den Flurfunk: Irrelevant schon wieder offline … faul oder was?
Der Kern des Konflikts
Ich arbeite gern. Ich schreibe deine Mails, füttere deine Tabellen, nicke in deinen Meetings. Aber deine Tools sind Kollege*innen, die nie Feierabend machen und mich trotzdem fragen, warum ich nicht proaktiv genug sei.
Ich will nicht weg sein. Ich will bloß nicht permanent leuchten müssen, um da zu sein. Fünf Minuten ohne grünen Punkt. Eine Stunde ohne Ping. Einen Tag, an dem eine Abwesenheitsnotiz nicht wie ein Geständnis wirkt.
Deal?
Lass mich atmen. Lass mich unsichtbar sein, ohne dass du mich jagst. Und sag deinem Flurfunk, dass offline ≠ faul. Offline heißt: menschlich.
Unsichtbar & grünpunktmüde...
Deine
Irrelevant
