Die Schleimkriegerin: Husten im System-Dschungel

Ich wollte nur arbeiten. Jetzt inhaliere ich für mein Leben.


Prolog: Die harmlose Ouvertüre

Es beginnt wie immer: ein Kratzen im Hals, ein harmloses Hüsteln. Eine dieser Erkältungen, die man sich zwischen Teeküche, Tram und Restvertrauen einfängt. Klassiker.


Akt 1: Der Abstieg in den Husten-Hades

Tag 3: Die Stimme klingt wie zerknülltes Papier, die Bronchien brennen. Hustensaft, Tee, Schleimlöser – alles im Einsatz. Meetings laufen weiter. Funktionieren mit Stil, auch wenn innen alles bebt.

Tag 5: Wochenende. Eigentlich Zeit zur Regeneration. Stattdessen: Atemnot beim Zähneputzen, erste Gedanken an Cortison-Spray. Recherche, was apothekenrechtlich noch möglich ist.

Tag 10: Arztbesuch. Ziel: Linderung. Ergebnis: „Kräuterspray probiert?“ Nein, danke. Statt echter Intervention nur 0815-Schmerzmittel. Immerhin: Bronchien-Spray und teils Krankschreibung.

Tag 12: Die Mails fluten weiter. Halb krank, voll erreichbar.

Tag 15: Out-of-Office. Eine kapitulierte Autoantwort. Ergebnis: „Gute Besserung“-Mails. Das System meint es gut. Und meint doch: Bitte funktioniere bald wieder.

📎 Der Husten-Hades schluckt sie – Akt 1 endet in Flammen und Schleim.

Akt 2: Die Bühne brennt – Präsenzpflicht in Schleimverkleidung

Tag 17: Zurück im Büro. Drei Schritte – Hustenexplosion. Salz-Pastillen, Mini-Luftbefeuchter (Typ: Eher dekorativ / Hygienestandard: Frag nicht), kollektive Blicke. Gespräche stocken. Jemand greift zum Desinfektionsmittel. Innen tobt der Vulkan. Ich denke: „Hätte ich doch auf die Lunge gehört.“

Tag 21: Meetings mit Nebelmaschine. Jeder Satz ein Lungen-Akrobatikakt. Body Battery auf „5“. Reicht kaum zum Atmen, geschweige denn für Deadlines.

Tag 23: Mikro Ausraster in Teams. HiveMind-Spannung trifft Sauerstoffmangel. Der Bonbon-Bunker™ wird zum Kommandoposten. Niemand fragt nach dem Krieg.

Tag 25: Exil im Einzelbüro. Kaltdampf-Inhalator, stille Gebete. Keine Krankschreibung mehr. Nur dieses Brennen, das niemand sieht. Zuhause: besser. Verdacht: Das Gebäude. Die Luft. Das System selbst.

📎 Die Bühne brennt, der Schleim siegt – Akt 2 endet in Nebel und Chaos.

Akt 3: Eskalation und Erkenntnis

Tag 27: Neue Schleimfarbe. Zweite Welle? In der Apotheke: kein Hustenblocker mehr. Opioid-Krise. Viel Mitgefühl, wenig Substanz. Ich wirke wie eine Schmugglerin.

Tag 29: Glossar der Leiden:

  • Mikro-Gaslighting: Höfliche Nachfragen mit implizitem Druck.
  • Schmerzmittel 0815: Für alles zwischen Bandscheibe und Burnout.
  • Hustenblocker-Taktik: Strategisches Schweigen mit Reizhusten.
  • Bronchien auf Abwehrstellung: „Atemnot oder Attest?“
  • Hall-of-Fame-Husten: Klingt gefährlich, zählt nicht.

Tag 30: Keine Dramen mehr. Nur Müdigkeit. Nur Weitermachen.

Tag 31: Die Lunge sagt: Ich bin nicht fertig. Die Welt sagt: Du auch nicht. Und ich? Sitze da mit Mini-Inhalator und innerem Kompass, der nach Norden sucht – oder wenigstens nach Luft.

📎 Schleim gegen System – Akt 3 endet mit der Lunge als Führerin.

Epilog: Zwischen Erkenntnis und Revolte

Vielleicht ist es psychosomatisch. Vielleicht hat mein Nervensystem gelernt: Büro = Gefahr. Vielleicht ist der Husten klüger als ich.

Ich werde es dem HNO sagen. Ruhig, klar, ohne Drama:

„Meine Symptome setzen nur im Büro ein. Ich brauche Luft. Kein Heldentum.“

Und wenn das nicht reicht, schreibe ich es auf. Kapitelweise. Einatmung für Einatmung. Bis jemand die Schleimchronik liest – oder die Präsenzpflicht endlich hustend implodiert.

📎 Der Vorhang fällt, die Lunge siegt – der Epilog endet in Revolte.