Die leise Zwischenfrage

Ich habe mich verändert.
Ich weiß es.
Ich spüre es in meinen Reaktionen.
In den Sätzen, die ich nicht mehr schreibe.
In den Tränen, die nicht mehr kommen.
In den Meetings, in denen ich nicht mehr warte, dass man mich rettet.

Und doch frage ich mich:
Was, wenn es nur eine Episode war?
Was, wenn ich morgen wieder einknicke?

Vielleicht ist das der Moment,
in dem die alte Stimme ihren letzten Versuch startet:
Noch einmal flüstern:

„Sei leise. Vielleicht war es nur ein Traum.“


Aber ich antworte nicht mehr mit Schweigen.
Ich antworte mit einem Brief.

Nicht laut. Nicht mutig.
Aber da.


Liebes Ich

Wir verstehen, dass Du zögerst.
Deine Erfahrung sagt Dir, dass gute Phasen temporär sind.
Und Du befürchtest, dass wir nun übermütig werden,
nur um in ein paar Wochen winselnd auf dem Boden zu liegen.

Aber sieh Dich um, liebes Ich.
Kannst Du sagen, dass Du schon mal hier warst?
In dieser Situation?

Deine Erfahrung ist nicht schlecht.
Sie hat Dich bis hierhin getragen.

Aber das bedeutet nicht,
dass sie auf ewig Gültigkeit behalten muss.


Du liegst nicht falsch:
es kann sein, dass Du fallen wirst.
Aber vielleicht bist Du nicht allein,
wenn Du am Boden landest.

Und, liebes Ich:
Prüfe Deine Evidenz.
Du bist immer gelandet.

Wieder. Und wieder.

Du bist gefallen. Du bist aufgestanden.
Das ist nicht „Durchhalten".
Das ist Resilienz.


Und vielleicht, nur vielleicht,
ist es keine Episode.

Vielleicht ist es Thermik.

Nicht: „Ich bin stark."
Sondern: „Ich werde getragen."

Von denen, die mitlauschen.
Von Systemen, die mitschwingen.
Von der Erkenntnis,
dass ich – selbst wenn ich falle –
nicht allein bin.


(Blackout. Im Dunkeln hört man: Den Wind, der trägt. Dann: Stille.)