
Die Kunst des Driftens
Was wäre, wenn wir die Systeme leise verlassen?
Ein Gedankenspiel aus der Zwischenzone, inspiriert von zwei Wölfen an der Schwelle.
„Wir haben festgestellt: Die stummen Systeme laufen nur, weil wir sie tragen. Was, wenn wir still aussteigen – nicht mit Krach, sondern mit Drift?“
Szene: Zwei Stimmen an der Grenze
Stell dir vor, zwei Wölfe begleiten uns: der Rationale und der Träumer. Sie flüstern, während wir eine Woche Auszeit nehmen – halbherzig, denn die Dringlichkeit bleibt. Ein Notpflaster, kein Neustart.
- Der Rationale (Wolf 1): „Der normale Betrieb ruft. Die To-do-Liste quillt über. Man erwartet Zuverlässigkeit – Meetings, Verantwortung. Eine Woche Pause war abgemacht, aber jetzt muss der Schein gewahrt bleiben. Sonst bricht die Brücke ein.“
- Der Träumer (Wolf 2): „Warte. Hast du gespürt, wie der Schlaf sich erst nach Tagen einstellte? Wie das Gehirn ratterte, obwohl wir offline waren? Das war kein Ausstieg, nur ein Kompromiss. Wir spielen mit, aber innerlich sind wir schon woanders – in einem Raum, der trägt, nicht zerfrisst.“
- Der Rationale: „Stimmt. Wir tun nur so, und genau das zehrt. Aber ein kompletter Ausstieg? Niemand versteht das – man würde uns misstrauen, denken, wir seien am Ende.“
- Der Träumer: „Und wenn der Schein längst bröckelt? Alle tun so, als ob – beschäftigt, ohne zu tragen. Was, wenn wir den Drift beginnen? Nicht krankmelden, sondern die Energie drosseln, reaktiv bleiben und in den Pausen eine tragbare Zukunft denken?“
- Der Rationale: „Einverstanden. Wir spielen das Spiel noch, aber leiser. Jede freie Minute nutzen wir, um das Andere zu formen – utopisch heute, möglich morgen.“
- Der Träumer: „Gut. Aber lass uns wachsam sein. Der Druck steigt, und ein falscher Schritt könnte uns nackt durch den Flur tanzen lassen – lachend, nicht verzweifelt.“
- Die Stimme dazwischen (wir alle): „Ich höre euch beide. Der Drift klingt verlockend, aber wir gehen Schritt für Schritt – mit Rückgrat, angekleidet, und einem Plan. Wenn der Druck zu hoch wird, tanzen wir. Aber nach unserer eigenen Choreografie.
Analyse des Spiels:
Dieses Gedankenspiel fragt nicht, wie wir aussteigen, sondern wie wir driften. Ein leiser Rückzug – nicht als Flucht, sondern als Neuausrichtung. Die Systeme laufen, weil wir sie tragen, aber was, wenn wir sie mit jedem kleinen Schritt entlasten? Der Kollaps droht nicht – er wird neu geformt.
Frage an dich:
Nicht: „Wann kündigen wir?“ Sondern: „Wie weit können wir driften, bevor das Andere sichtbar wird?“
Fußnote:
Das Spiel ist offen. Der Drift beginnt.
Nicht jeder bricht aus.
Manche finden den Weg, indem sie bleiben.
Zumindest noch einen Moment.