Splitter im System

Es beginnt wie so viele medizinische Dramen: harmlos.
Ein Zahnarztbesuch, ein Problem, das angeblich keins ist, und am Ende eine Geschichte, die dir keiner glauben würde – wenn du nicht selbst die Hauptrolle darin gespielt hättest.
Der Zahnbruch – das harmloseste Problem der Geschichte
Ich hatte auf irgendwas Hartes gebissen. Vielleicht ein Korn im Brot, vielleicht der Wille des Universums, mich zu testen. Jedenfalls: Zahn kaputt, raus damit.
Der Notfallzahnarzt war – sagen wir mal – von der rustikalen Sorte. Schnell, grob, effizient. Zahn entfernt, Problem gelöst. Oder?
Das Pieksen – aka: Der Moment, in dem ich ahnte, dass es nicht vorbei war
Ein paar Wochen später meldete sich mein Kiefer. Mit einem ständigen Pieksen, einem Druckgefühl. Klar – Heilung braucht Zeit, sagte ich mir. Mein Körper: „Haha. Nein.“
Also zurück zum Zahnarzt.
Der schaute sich alles an und sagte: „Da ist nichts.“
Ich darauf: „Doch.“
Er darauf: „Nö.“
Ich: „Doch, ich SPÜRE es.“
Er holte einen Kollegen. Zwei Experten inspizieren meinen Kiefer, betasten, werfen einen skeptischen Blick auf das Röntgenbild – und schauen mich an wie einen Hund, der den Staubsauger anbellt.
„Da ist nichts.“
Kieferchirurgie & der Klassiker: „Das ist nur in Ihrem Kopf.“
Okay. Vielleicht war mein Zahnarzt einfach nicht so ambitioniert. Also ab zum Kieferchirurgen – einem Spezialisten, der mir mit maximaler Gelassenheit versicherte:
„Da ist nichts. Aber Sie können ja noch ein bisschen abwarten.“
Abwarten? Klar. Warum nicht? Vielleicht verschwindet es ja einfach. Vielleicht war es nie da. Vielleicht bilde ich mir alles ein. Vielleicht sollte ich mich einfach mal entspannen. Vielleicht liegt es am Stress, am Mond oder an meiner Aura. 🧘♀️✨
Oder vielleicht – haltet euch fest – könnte ich einfach mal als mündige Person ernst genommen werden? Was für eine radikale Idee!
Der Plottwist – oder: Ich SPUCKE den Beweis aus
Ein Monat vergeht. Ich rede mir ein, dass es besser wird. Mein Körper? Hält nichts von Selbsttäuschung. Und dann, eines Morgens, passiert es:
💥 Ich spucke ein fünf Millimeter großes, scharfkantiges Zahnfragment aus.
Und plötzlich ergibt alles Sinn. Das Pieksen, das Druckgefühl – es war da, weil tatsächlich ETWAS DA WAR.
Meine erste Reaktion? Null Überraschung, denn es fühlte sich nicht an wie Erleichterung. Sondern wie ein Satire-Plot, der sich gerade selbst geschrieben hat.
Die zweite Reaktion? Ein ungesunder Drang, meine Zahnärzte aufzusuchen, die Tür aufzureißen, das Splitterstück wie Simba in die Höhe zu halten und feierlich zu verkünden:
„Das ist für euch, ihr Götter in Weiß mit Röntgenblick!“
Warum niemand überrascht ist – außer den „Experten“
Denn seien wir ehrlich: Natürlich wusste ich, dass da etwas nicht stimmt.
Natürlich kannte ich meinen eigenen Körper besser als irgendein Arzt mit fünf Minuten Zeit.
Aber das System ist nicht darauf ausgelegt, dir zu glauben:
Du hast Druck im Kiefer?
Dann bist du entweder zu empfindlich oder übertreibst.
Dein Körper sendet eindeutige Signale?
Dann bildest du es dir bestimmt nur ein. 🤡
Die Frage ist nur: Warum passiert das eigentlich ständig?
Warum dauert es oft erst Wochen, Monate oder sogar Jahre, bis Patienten ernst genommen werden – oft erst, wenn sich der Beweis buchstäblich nicht mehr übersehen lässt?
Muss man wirklich immer den physischen Beweis ausspucken, um ernst genommen zu werden?
Was die ganze Geschichte gekostet hat, darf man sich an dieser Stelle selber ausmalen.
Wer das bezahlt hat: ebenso.