
Der Meeting-Marathon™
Betreff: Optimierung der Teamdynamik durch endlose Besprechungen
Priorität: Hoch (Ignorieren wird notiert)
Verteiler: Alle Mitarbeitenden (Teilnahme freiwillig, Nicht-Teilnahme sichtbar)
Regieanweisung: Die Bühne ist ein fensterloser Konferenzraum. Der Kaffee ist kalt. Der Beamer streikt. Zwei Remote-Teilnehmer kämpfen mit Technik aus der Hölle. Das System liebt Meetings. Niemand weiß, warum.
Vorbereitungs-Meeting: Die Kunst der Improvisation
Das System fordert Effizienz. Also braucht jedes Meeting ein Vorbereitungs-Meeting. Logisch, oder? Zwei Kolleg:innen, nennen wir sie Anna und Klaus, sitzen sich gegenüber. Beide haben keine Zeit gehabt, sich vorzubereiten. Das ist der Plan.
ANNA (resigniert): „Hast du die Präsentation vorbereitet?“
KLAUS (zeigt ein Katzen-GIF): „Minka war krank. Aber wir schaukeln das.“
ANNA (ins Publikum): „Schaukeln? Wir bauen ein Floß aus Buzzwords und hoffen, dass es schwimmt.“
Regieanweisung: Unter Zeitdruck wird eine Agenda aus dem Ärmel geschüttelt. „Synergien heben“, „Low-hanging fruits“ und „Circle back“ landen auf einem Whiteboard. Das System notiert: „Proaktivität gezeigt.“ In Wirklichkeit haben zwei Leute eine Stunde verschwendet, um einen Task zu erledigen, der alleine 15 Minuten gedauert hätte.
Das Meeting: Ein Tanz auf der Stelle
Regieanweisung: Zehn Leute im Raum, ein unbequemer Stuhl, ein Bildschirm mit zwei Remote-Teilnehmern, Y und Z. Der HR-Schatten lauert mit einem Meeting-O-Meter, das „Teamgeist“ in Echtzeit misst.
SYSTEMNOTIZ (per Pop-up):
<div class="alert">Verbindung zu Y und Z instabil. Bitte warten. Teamgeist -5 Punkte.</div>
Die ersten 15 Minuten: Smalltalk über Regen und Urlaubspläne. Klaus zeigt ein neues Katzen-Foto. Dann beschließt man, zu starten, weil X wohl nicht kommt. Natürlich taucht X genau jetzt auf.
X (atmet schwer): „Sorry, war im anderen Meeting.“
MODERATOR: „Kein Ding, wir fangen nochmal an.“
Regieanweisung: Agenda und Kontext werden 1:1 wiederholt. Das Meeting-O-Meter blinkt rot: „Effizienz -10 Punkte.“ Anna rutscht unruhig auf ihrem Stuhl herum. Der Kaffee wirkt. Oder der Stuhl. Oder beides.
Nun schalten sich auch Y und Z remote dazu.
Y’s Mikro rauscht wie ein defekter Staubsauger. Z’s Kamera zeigt eine Decke.
Y (krächzend): „Hallo? Hört ihr mich?“
MODERATOR: „Y, dein Mikro ist… laut. Kannst du’s stummschalten?“
Y: „Was? Ich hör euch nicht!“ (Rauschen wird lauter.)
Z (unsichtbar): „Ich seh nur Pixel. Ist das normal?“
ANNA (ins Publikum): „Normal? Das ist unser Superpower: Chaos in 4K.“
Nach 40 Minuten kommt der Kern: Zehn Minuten hastige Diskussion. Buzzwords fliegen wie Konfetti: „Agilität“, „Stakeholder“, „Gamechanger“. Entscheidungen? Fehlanzeige. Aber alle Traktanden wurden erwähnt. Erleichterung breitet sich aus.
ANNA (ins Publikum): „Wir haben nichts entschieden, aber wir haben’s laut ausgesprochen. Mission accomplished.“
In den letzten 30 Sekunden: Panik. Aufgaben werden verteilt, aber niemand weiß, wer was bis wann macht. Ein Folge-Meeting wird angesetzt. Alle nicken genervt. Zehn Minuten später kommt eine Nachricht:
KLAUS (per Teams): „Sorry, da hab ich schon ein anderes Meeting.“
ANNA (denkt): „Natürlich hast du das.“
SYSTEMNOTIZ:
<div class="warning">Teilnehmer X verspätet. Technische Probleme Y und Z. Effizienz -10 Punkte.</div>
Nachbereitungs-Meeting: Schulterklopfen im Vakuum
Das Debriefing-Meeting findet statt – entweder direkt danach („Erinnerungen frisch!“) oder Tage später, wenn niemand mehr weiß, worüber man geredet hat. Zwanzig andere Meetings haben die Hirne geleert.
MODERATOR: „Na, das lief doch super, oder? Angesichts der… ähem… Vorbereitung.“
KLAUS: „X war wieder zu spät. Und Z hat nichts gesagt.“
ANNA (ins Publikum): „Z hat überlebt, indem sie geschwiegen hat. Respekt.“
Regieanweisung: Man klopft sich auf die Schultern. Ein Punkt wird umgesetzt – durch Zufall. Das System sendet eine Rundmail: „Danke für euren Einsatz! Nächstes Meeting: Morgen, 17 Uhr.“
SYSTEMNOTIZ:
<div class="success">Meeting-Zirkel erfolgreich fortgesetzt. Produktivität: Optional.</div>
ANNA (flüstert): „Das System liebt Meetings. Ich liebe meinen Feierabend. Einer von uns wird enttäuscht sein.“
Regieanweisung: Der Meeting-Zirkel dreht weiter. Das Meeting-O-Meter blinkt grün. Irgendwo miaut Klaus’ Katze in der Leere.