Der Dirigent, der die Partitur verloren hat

Ich bin der Kopf.
Das Kontrollzentrum. Der Serverraum. Der verdammte Dirigent.
Ich sollte die Frequenz der Zwischenzone halten – klar, kohärent, souverän.
Stattdessen: ein Browser mit 47 offenen Tabs, die alle gleichzeitig abstürzen.

Triggerliste (Auszug):

  • „Könntest du kurz…?“

  • Push-Benachrichtigungen um 23:47 Uhr.

  • Koffein, der verspricht, mich zu retten, aber nur neue Tabs öffnet.

  • Meetings, in denen „Synergie“ gesagt wird, aber niemand weiß, was es bedeutet.

  • Die Deadline, die sich anfühlt wie ein Reboot ohne Speichern.

Ich bin nicht müde. Ich bin fragmentiert.
Jede Synapse ein Kabel, das Funken sprüht.
Jeder Gedanke ein Prozess, der im Hintergrund hängenbleibt.
„Fokussieren“, sagt ihr?
Ich bin ein verdammter Supercomputer, der versucht, ein Word-Dokument aus 1998 zu öffnen.

Ich war einst der Raum für Sternenblicke, für Träume, für Erkenntnis.
Heute bin ich ein Task-Manager, der sich selbst überlastet.
„Konzentrier dich!“, schreit das System.
„Hör zu!“, flüstere ich zurück.
Aber niemand hört den Dirigenten, wenn die Partitur in Flammen steht.


Epilog

Ich bin nicht dein Problem.
Ich bin der Raum, wo die Zwischenzone lebt.
Wo Gedanken nicht gehorchen, sondern tanzen.
Wenn ich abstürze, ist das kein Fehler – es ist ein Signal.
Hör hin.
Oder ich zieh den Stecker.