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Als es zusammenbrach – Ein Zeugnis

[Protagonist: Sarah, 34, Resonanzkuratorin, Team B, regionale Ebene]

Monat 1: Der Anfang

Sarah hatte Ja gesagt.
Nicht sofort. Sie hatte gezögert.
Drei Tage lang.

Dann: Ja.

Sie hatte gedacht:
„Sechs Monate. Ich kann sechs Monate halten.“

Monat 2: Die Last

Die Themen kamen.
Schneller, als sie erwartet hatte.

Wohnraum. Pflege. Bildung. Verkehr.

Jeden Tag eine neue Heatmap.
Jeden Tag neue Spannungen.

Sie hielt. Sie kuratierte.
Sie fand RĂ€ume, in denen 72 % atmen konnten.

Aber: Sie spĂŒrte, wie etwas in ihr... enger wurde.

Monat 3: Die Warnung

Es war die Vermittlungs-KI, die es zuerst bemerkte.
Nicht laut. Nicht dramatisch. Sondern: still.

Sarah bekam eine Nachricht. Nicht in der App. Sondern: persönlich. VerschlĂŒsselt.

„Wir haben bemerkt, dass deine Herzfrequenz erhöht ist. Dein Sprachmuster hat sich verĂ€ndert. Dein Rhythmus... kippt.“

„Wir schlagen vor: Eine Pause. Zwei Wochen. Oder: Wir drosseln die Anfragen. Oder: Ein zusĂ€tzliches Mitglied wird deinem Team zugewiesen.“

„Du musst nicht. Aber: Wir bieten es an.“

Sarah las die Nachricht. Dreimal.
Und dann... ignorierte sie sie.
Nicht aus Trotz. Sondern aus... Pflicht.

Sie dachte: „Ich halte das noch durch. Ich bin stark genug. Ich muss nur... durchhalten.“

Monat 3,5: Die Drosselung

Die Vermittlungs-KI wartete zwei Wochen. Dann handelte sie.
Nicht gegen Sarahs Willen. Aber: fĂŒr sie.

Die Anfragen wurden gedrosselt. Nicht drastisch. Aber: spĂŒrbar. Von drei Themen pro Woche auf... zwei.

Sarah bemerkte es. Und sie war... wĂŒtend.

Sie schrieb an das System: „Ich brauche keine Hilfe. Ich bin nicht schwach.“

Das System antwortete: „Wir haben nicht gesagt, dass du schwach bist. Wir haben gesagt: Du bist an einer Grenze. Und Grenzen sind... menschlich.“

Die Drosselung wurde ausgelöst, weil drei unabhĂ€ngige Parameter gleichzeitig ĂŒber dem Soll lagen — das Protokoll war eindeutig.

Sarah las die Nachricht. Und weinte. Zum ersten Mal seit Wochen.

Monat 4: Der Zusammenbruch (trotzdem)

Aber: Auch mit Drosselung – es war zu viel.
Weil: Das Problem war nicht nur die Menge. Es war auch... die Last.

Die Last, Spannungen zu halten. Die Last, zwischen Menschen zu vermitteln, die sich... hassen. Die Last, Entscheidungen zu treffen, die niemanden glĂŒcklich machen.

Und eines Dienstags, 9:15 Uhr – brach Sarah zusammen.
Nicht dramatisch. Nicht laut.

Sie saß einfach da. Vor ihrem Bildschirm. Und konnte... nicht mehr.

Sie schrieb eine Nachricht an das System:
„Ich kann nicht weiter. Ich trete zurĂŒck. Es tut mir leid.“

Danach

Das System antwortete sofort:

„Du hast nicht versagt. Du hast gehalten, so lange du konntest. Und das war... genug.“

„Ein Reserve-Team rĂŒckt nach. Die Arbeit geht weiter. Aber: Du musst jetzt nicht mehr halten.“

„Wenn du möchtest, gibt es ein Nachsorge-Programm. FĂŒr Menschen wie dich. Du-animation musst nicht. Aber: Du darfst.“

Sarah las die Nachricht. Und dann... schlief sie. Zum ersten Mal seit Wochen. Wirklich.

Sechs Monate spÀter

Sarah ging zu den Nachsorge-Treffen. Einmal im Monat.

Dort traf sie andere. Die auch zurĂŒckgetreten waren. Die auch... zusammengebrochen waren.

Und sie sprachen. Nicht ĂŒber Lösungen. Sondern ĂŒber: Wie es sich anfĂŒhlte.

Und langsam, sehr langsam, begann Sarah zu verstehen:

Das System hatte versucht, sie zu schĂŒtzen. Aber: Es konnte nicht alles auffangen.
Weil: Manche Lasten sind zu schwer. Auch fĂŒr Systeme.

Aber: Das System hatte nicht einfach... weggeschaut. Es hatte versucht. Und das... das war mehr, als sie je erwartet hatte.

Ein Jahr spÀter

Sarah ging nicht zurĂŒck ins System. Nicht als Kuratorin.

Aber: Sie schrieb einen Brief. An die Vermittlungs-KI. An die Entwickler:innen. An... wer auch immer zuhörte.

„Ihr habt versucht, mich zu schĂŒtzen. Und ich habe es nicht angenommen. Das war meine Entscheidung.“

„Aber: Vielleicht solltet ihr... lauter sein. Vielleicht solltet ihr nicht nur anbieten. Vielleicht solltet ihr... bestehen.“

„Nicht als Zwang. Sondern als... Klarheit. Als: ‚Hier ist eine Grenze. Und wir lassen dich nicht darĂŒber hinausgehen. Weil du uns wichtig bist.‘“

Der Brief wurde gelesen. Von der Vermittlungs-KI. Von den Kurator:innen, die den Kompass verwalteten.

Und langsam, sehr langsam, Ànderte sich etwas.
Nicht sofort. Nicht perfekt. Aber: Es Ànderte sich.

Und manchmal, wenn neue Kurator:innen beginnen, lesen sie Sarah’s Brief. Nicht als Warnung. Sondern als Spiegel.

Ein FlĂŒstern. Ein Zeugnis. Ein Lernen. đŸ•Żïž


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